Helvetia Kunstpreis
Preisträger 2022: Jonas Van Holanda
Jonas Van Holanda (*1989) schafft immersive Installationen, in denen er oftmals Videos und eigene Texte sowie skulpturale Objekte und Sound verbindet. Die Forschungspraxis des in Brasilien geborenen Künstlers bewegt sich zwischen inhaltlicher Prägnanz und poetischer Narration. Er setzt sich eingehend mit Themen wie der Sprache, der Ökologie oder Teilbereichen der Quantenphysik auseinander, die er mit intimen fiktionalen Texten aufarbeitet und in seinen ephemeren Werken gezielt umdeutet. In der Rauminstallation «Moving Towards Us» (2022), mit der er die Jury des Helvetia Kunstpreises 2022 überzeugt hat, enthüllt er Momente der Transformation, die in der eigenen Realität und Identität des Trans-Künstlers wurzeln.
Das physikalische und philosophische Konzept der negativen Entropie untersuchend, erforscht er Körperlichkeit als eine sensorische und zeitliche Erfahrung. Die Jury, bestehend aus Michael Babics und Olivia Jenni (Leitungsteam Kunsthalle Palazzo Liestal), Kathleen Bühler (Chefkuratorin Kunstmuseum Bern), Julian Denzler (Kurator Museum zu Allerheiligen Schaffhausen), Joanna Kamm (Direktorin Liste Art Fair Basel) und Nathalie Loch (Kuratorin Fachstelle Kunst Helvetia), zeigte sich beeindruckt von dem erfrischenden Umgang mit einem äusserst komplexen Thema, bei dem es Jonas Van Holanda gelang, mittels Quantenphysik den Raum für eine gesellschaftliche Utopie zu eröffnen.
Die Jurierung des Helvetia Kunstpreises 2022 fand im Mai 2022 im Rahmen des Ausstellungsprojektes «Plattform» in der Kunsthalle Palazzo in Liestal statt. Die jährlich durchgeführte Ausstellung zeigt jeweils eine Auswahl neuer Werke der vielversprechendsten Diplomand*innen aus den verschiedenen Schweizer Kunsthochschulen.
Engagiert für die Kunst
Der Helvetia Kunstpreis ist ein wesentlicher Teil des Kunstengagements der international tätigen Versicherungsgruppe. Der 2004 lancierte Förderpreis versteht sich als Starthilfe für Diplomand*innen der Schweizer Kunsthochschulen und unterstreicht das langjährige Engagement des Unternehmens für das Schweizer Kunstschaffen. Es werden gezielt Künstler*innen gefördert, die am Anfang ihrer Karriere stehen.
Während der Fokus bei der eigenen Sammlung von Schweizer Gegenwartskunst, die als eine der bedeutendsten ihrer Art gilt, hauptsächlich auf Malerei, Zeichnung und Fotografie ausgerichtet ist, wird der Förderpreis für junge Kunst bewusst offener gehalten. Damit sollen ausdrücklich auch neue Ideen und Kunstformen der nachrückenden Künstlergeneration Resonanz finden. Mit dem Kunstpreis verbunden sind ein Preisgeld von CHF 15.000 und eine Ausstellung an der internationalen Kunstmesse Liste Art Fair Basel.
www.helvetia.ch/art
HEK (Haus der Elektronischen Künste)
Das HEK (Haus der Elektronischen Künste) in Basel ist ein Museum, das sich der digitalen Kultur und neuen Kunstformen des Informationszeitalters widmet. In diesem Jahr präsentiert das HEK als Special Guest der Liste Medienkunst der Künstler*innen Joana Moll, Entangled Others (Sofia Crespo und Feileacan McCormick) und Christof Nüssli, die ökologische Themen behandeln und unser Verhältnis zur Umwelt neu definieren.
Entangled Others (Sofia Crespo und Feileacan McCormick) nutzt maschinelles Lernen, um neue Tier- und Pflanzenformen zu erschaffen, welche die biologische Vielfalt zelebrieren und die Menschen zur Wertschätzung der unterschiedlichsten Arten auffordern. Mit der auf der Liste präsentierten Arbeit «Sediment Nodes» erforscht das Kollektiv das mikroskopische Universum sedimenthaltiger Gewässer. Die Künstlerin Joana Moll weist wiederum auf die ökologischen Auswirkungen der kommerziellen Überwachungsaktivitäten großer Unternehmen hin, wie zum Beispiel die Nachverfolgung von Online-Kund*innen. Ihre Videoinstallation «Carbolytics» macht den ökologischen Fußabdruck der Energiekosten globaler Datenerfassung sichtbar. Christof Nüsslis Installation «Trees Etc.» thematisiert die Auswirkungen der globalen Erwärmung im Senegal. Grundlage der Installation ist eine Botschaft von Mamadou Senghor, Lehrer und Dorfältester in Nguecokh, Senegal, mit der Rituale von Einheimischen aufzeigt werden, die sie für einen Umgang mit dieser Katastrophe entwickelt haben.
I Never Read, Library
I Never Read, schafft einen Dialog zwischen Künstler*innen und ihrem Publikum und hebt die Bedeutung von Kunstbüchern als Kunstform hervor. Gemeinsam mit den Aussteller*innen und Künstler*innen der Liste Art Fair Basel stellt I Never Read, eine Bibliothek zusammen.
Als kollaboratives Konzept und durch das Teilen von Büchern ist die Bibliothek für Aussteller*innen und Besucher*innen ein nachhaltiger und demokratischer Ort.
I Never Read, Library an der Liste Art Fair Basel wie auch I Never Read, Art Book Fair Basel, die gleichzeitig in der Kaserne Basel stattfindet, verstehen sich als bedeutender Schritt in Richtung einer offeneren und inklusiveren Kunstwelt, in der Inspiration und Wissen für alle frei zugänglich sind.